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Über das Buch»Ich holte tief Luft. Es ist die schwerste Tat, die es in unserem Leben gibt, beim Sterben zu helfen, sagte ich. Wir hatten nichts mehr zu verlieren. Die einzige Freiheit, die meine Frau noch hatte, war, gegen ihr Schicksal aufzubegehren. Der Richter nahm sich die Zeit nachzudenken.« Ist es Liebe bis in den Tod, wenn man einem geliebten Menschen beim Sterben hilft? Das wenigstens behauptet der 80jährige Rentner Emanuel Forster, der an einem strahlenden Herbsttag seine schwerkranke Frau erschossen und den in letzter Minute der Mut verlassen hat, ihr auf gleiche Weise in den Tod zu folgen. Nun steht er vor Gericht: Angeklagt wegen Totschlags. Oder war es Tötung auf Verlangen? Handelte der alte Mann nicht eher aus Mitleid? Oder gar Selbstmitleid? Das sind die Fragen, die Richter Anselm Joos in seinem letzten Fall vor der Pensionierung beschäftigen. Und während der Angeklagte die Anfänge seiner 60jährigen Ehe im Nachkriegsdeutschland schildert, das Familienleben mit zwei Kindern, und von den unerträglichen Schmerzen seiner Frau berichtet, ihrem jahrzehntelangen Martyrium, wird in Joos eine verdrängte Erinnerung wach. Inzwischen gewinnt in unserer älter werdenden Gesellschaft das Thema Freitod und Sterbehilfe immer mehr an Bedeutung. Barbara Bronnen hat darüber einen Roman geschrieben, der nachdenklich stimmt.
ca. 224 S. Geb. Pressestimmen
"Unter den Romanen Bronnens ist dieser der gewichtigste",
so Walter Hinck in der FAZ.
Die Dialoge, Gefechte immer neuer Argumente und Gegenargumente zur Sterbehilfe,
halten den Leser nach Meinung des Rezensenten in Spannung.
Hinck zitiert Dieter Wellershoff, der Literatur als
"ein Medium zur Erweiterung und Vertiefung unserer Wahrnehmung des Lebens"
versteht und lobt: "Vor solcher Erwartung besteht dieser Roman."
Barbara Bronnen hat einen Roman »zur Auseinandersetzung mit
der heftig umstrittenen Kriminalisierung von Tötungen auf Verlangen geschrieben«.
»Es ist nicht das erste Buch, in dem Barbara Bronnen sich mit dem Alter beschäftigt, aber es ist sicher ihr eindringlichstes und berührendstes, natürlich auch, weil es auf der immer wieder auflebenden, brisanten Diskussion um Freitod und Sterbehilfe basiert. Dies hier nun sehr empfindsam und perspektivreich literarisch aufgearbeitet.«
»Auf die Lesenden wartet ein glasklarer Text, der von einer überlegten Ökonomie zeugt. Kein überflüssiger Satz stiehlt sich hinein.«
Leseprobe
Wie ihr Tod langsam in meinen Körper dringt. Mitten in der Nacht wache ich auf, mit tauben Beinen, manchmal kann ich sie nicht mehr bewegen. Meine Fingerspitzen sind gefühllos – meine Glieder kündigen den Dienst auf. Ich höre und sehe schlechter. Es ist, als wäre ich in Laken eingeschlagen, als steckte ich in einem Kokon. Diese Stille, die nichts mit Ruhe zu tun hat. Dieses Schweigen der Tage. Mein Körper weiß, daß etwas nicht stimmt.
Ich bin hinterblieben. Wie konnte ich mich hier allein zurücklassen.
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