. | . | . Über michNachruf"Mit Lebenslust gegen das Auslöschen", Eva-Elisabeth Fischer, Süddeutsche Zeitung Barbara Bronnen als SchriftstellerinIch bin sowas wie ein Zirkuskind, denn die frühe Schreiberfahrung durch meinen Vater hat mich gelehrt, daß Abstürze gerade bei viel Erfolg unvermeidlich sind. Den berühmtem und erfolgreichen Dramatiker A. B. jedenfalls habe ich nie kennengelernt, nur den einsamen, ausgesetzten, erfolglosen Menschen und begriffen, daß Scheitern zum Leben gehört. Ich begnüge mich damit, meine Arbeit einfach weiterzuführen, eine Arbeit, die viel mit den Beziehungen zwischen den Generationen und mit meiner Sympathie für Gescheiterte zu tun hat, Arbeitslose, Gestrandete, Penner, Tierwärter, Menschen, die hier und heute leben. Frauen gilt mein besonderes Interesse, doch ebenso Männern, von denen ich heute besser weiß, wie sie sprechen und handeln. Ich höre gut hin, und mache mir täglich Notizen, schreibe Tagebuch. Ich schreibe täglich, auch nachts, und meine Träume sind immer Träumer mit einer Erzählstimme, im Imperfekt. Ich arbeite hart und habe bereits als Kind geschrieben, ohne zu wissen, wie man etwas erzählt, aber nach und nach wurde es mir gewährt, einen Weg zu finden. Denn es ist ein so wunderbarer Beruf, in dem man sich ausprobieren kann, sofern man einen Verlag hat, der das druckt. Aber ich sehe auch genau, wo ich Fehler machte, und habe manchem Leser, der „Die Tochter“ mag, darauf aufmerksam gemacht. Ich glaube, wenn man unkritisch und eitel ist, dann zeigt sich das auch in den Büchern, denn das verhindert die Aufmerksamkeit auf alles, was rundum geschieht. Ich koche gern und habe gern Gäste, ob Intellektuelle, Kinder, junge oder alte Leute oder Bauern, ich lerne gern Menschen verschiedenster Art kennen und mag nur persönliche Beziehungen, offizielle interessieren mich nicht sehr. Ich mag die Art, wie die Leute auf der Straße reden- daraus schöpfe ich meine Kolumnen. In den letzten Jahren beschäftige ich mich viel mit Liebe, Alter und Tod – ein großes Glück, sich frei zu fühlen und mit diesen Dingen abzugeben. Menschen, die sterben, fühle ich mich näher als früher. Ich schreibe Dinge, über die ich mehr erfahren muß. Es gibt noch so vieles, das ich wissen will und ich weiß es nicht Ich habe über den Anfang des Lebens und Anfänge überhaupt viel geschrieben – jetzt ist es Zeit, mir allmählich Gedanken übers Weggehen zu machen. Ich bin Mitglied des deutschen und österreichischen PEN-Clubs. | . | . |
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